Subjekt-Verb-Kongruenz bei schwerhörigen Kindern
Produktinformationen "Subjekt-Verb-Kongruenz bei schwerhörigen Kindern"
Monika Rothweiler, Martina Penke
Zusammenfassung:
Der Beitrag befasst sich mit dem Grammatikerwerb von Kindern mit einer mittelgradigen Innenohrschwerhörigkeit. Diese Kinder sind zwar mit Hörgeräten versorgt, können aber damit den Hörverlust, besonders für stimmlose Obstruenten im Hochfrequenzbereich (wie /s/ und /t/), nicht vollständig kompensieren. Daher stellt sich die Frage, ob die eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit für diese Konsonanten Einfluss auf ihren Erwerb und damit auf den Erwerb von Flexionsmorphemen hat, insbesondere für die Subjekt-Verb-Kongruenz (SVK). In der Studie wurde untersucht, wie drei- und vierjährige mit Hörgeräten versorgte Kinder mit einer sensorineuralen Schwerhörigkeit den Erwerb der SVK meistern, die von hörenden Kindern typischerweise im dritten Lebensjahr erworben wird. Bei 19 drei- bis vierjährigen Kindern mit einer mittelgradigen Innenohrschwerhörigkeit und 19 gleichaltrigen normalhörenden Kindern wurden sowohl die Produktion der relevanten Konsonanten in wortfinaler Position als auch die produktive Verwendung von SVK-Flexiven überprüft. Die schwerhörigen Kinder erzielten für die Phoneme /s/ und /t/ ebenso wie für die SVK-Flexive -s(t) und -t in obligatorischen Kontexten signifikant niedrigere Korrektheitswerte als für die Phoneme /n/ und /m/ bzw. für das Flexiv -n. Während es keinen Unterschied in den Korrektheitswerten für die Nasale bzw. das Flexiv -n zwischen diesen beiden Gruppen von Kindern gab, lagen die Korrektheitswerte für /s/ und /t/ bzw. für die Verwendung der Flexive -s(t) und -t in obligatorischen Kontexten bei den Kontrollkindern signifikant über denen der schwerhörigen Kinder. In einem Follow up-Design mit elf ProbandInnen aus der ersten Teilstudie zeigte sich nach vier Jahren, dass fast alle hörgeschädigten Kinder deutlich Fortschritte gemacht hatten und die Defizite nicht dauerhaft waren.
Abstract:
This study concentrates on the acquisition of grammar in children with a moderate sensorineural hearing impairment. The provision with hearing aids does not compensate the hearing loss completely, specifically regarding voiceless coronal obstruents like /s/ and /t/. The question is whether the reduced auditory perception has an impact on the acquisition of subject-verb-agreement (SVA), i.e. of verbal inflections that are realized by such consonants. The aim of this study is to explore whether three- to four-year old German hearing-impaired children have problems in producing and/or acquiring inflectional suffixes expressed by such phonemes. Typically unimpaired children master SVA by the age of three. In two experiments conducted with 19 hearing-impaired (HI) monolingual German children and 19 age-matched unimpaired controls we tested the production of the relevant consonants in word-final position as well as the productive use of the respective SVA inflections. The group of HI children reached significant lower correctness scores for the phonemes /s/ und /t/ than for the phonemes /n/ and /m/. Also the SVA inflections -s(t) and -t in obligatory context were produced to a significantly lower extent than the inflection /n/. While there was no significant difference in the use of nasal phonemes and the inflection -n between the HI and the control group, the correctness scores for /s/ und /t/ and the use of the inflections -s(t) und -t in obligatory contexts were significantly higher in the control group than in the group of HI children. A follow up-study (with eleven HI children of the first study) four years later revealed that the delay in the HI group had disappeared in most of the children and had not become a permanent deficit.
Schlüsselwörter: (Innenohr)schwerhörigkeit, morphosyntaktischer Erwerb, Subjekt-Verb-Kongruenz, Deutsch
Keywords: (sensorineural) hearing impairment, morphosyntactic acquisition, subject-verb agreement, German
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Inhalt:
Dieser Artikel wurde in der Fachzeitschrift Logos veröffentlicht.
Ausgabe 1/2017DOI-Nr. 10.7345/prolog-1701015
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