Das Bobath-Konzept in der logopädischen Behandlung
bei frühkindlichen Ess- und Trinkstörungen
Irmgard Helene Kaulmann, Dipl.-Logopädin, Lehrlogopädin
Bei neurologischen Störungen ist das Bobath-Konzept eines der am häufigsten eingesetzten Therapiekonzepte. Es wurde von Dr. h.c. Berta Bobath (Physiotherapeutin) und Dr. Karel Bobath (Neurologe und Psychiater) in der Mitte der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts entwickelt und in den folgenden Jahrzehnten ständig erweitert und differenziert. Das Konzept basiert auf neurophysiologischer Grundlage und bezieht die Persönlichkeit mit ein. Es richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit angeborenen und/oder erworbenen Störungen des Zentralnervensystems, sensomotorischen Auffälligkeiten, kognitiven Beeinträchtigungen und anderen neurologischen Erkrankungen.
Dieses Seminar beschäftigt sich vorwiegend mit den frühkindlichen Therapieansätzen nach dem Bobath-Konzept. Dazu gehören neben der Therapie von Nahrungsaufnahme- und/oder Sondenbegleitung auch die Anbahnungsmöglichkeiten der Sprechmotorik auf neurophysiologischer Grundlage.
Folgende Themen werden im Seminar behandelt:
- Bedeutung der physiologischen Bewegungsentwicklung für die Sensibilität, Bewegungsmöglichkeit und Funktion im orofazialen Trakt
- Voraussetzung der Endphase der Rückenlage für jegliche Nahrungsaufnahme und Artikulation
- Analyse von Haltungshintergrund und deren Bedeutung für den orofazialen Bereich
- Stabilisierung und/oder Erhöhung der Schluckfrequenz in Verbindung mit der Grobmotorik
- Förderungsplan des kindlichen Entwicklungsdreiecks von Hand-Fuß-Mund zur Stabilisierung der Mundaura
- Einsatz der Saug- und Schluckreaktion und Vorstellung von Alternativen zur Trinkanbahnung
- erste Löffelanbahnung
- Atmung und Lagerung
- Erarbeitung von emotionalem Wohlbefinden für den Säugling und Mutter/Vater
- Umsetzung des Konzepts im Alltag des Säuglings
Zielgruppe: Logopädinnen und Sprachtherapeutinnen, Ergotherapeutinnen, Physiotherapeutinnen
Bitte bringen Sie ein kleines Handtuch mit.
Weiterführende Informationen
Kurzbiographie: Irmgard Helene Kaulmann, Dipl.-Logopädin, Lehrlogopädin
Irmgard Helene Kaulmann (ehem. K.-Holletschek) absolvierte bis 1984 ihr Studium zur Dipl.-Logopädin in Belgien. Die deutsche Anerkennung erfolgte 1986. Persönlich geleitet von Prof. Castillo Morales und Dr. Brondo, organisiert im Werner-Otto-Institut von Dr. Siebert in Hamburg sowie
in der Hessing-Stiftung Augsburg, genoss sie die Ausbildungskurse der Orofazialen Regulationstherapie und der Neuromotorischen Entwicklungstherapie. 1989 folgte der Abschluss zur Bobath-Therapeutin in Duisburg/Düsseldorf und Österreich. 1995 erlangte sie den Abschluss zur Bobath-Lehrlogopädin in der Schweiz. Es folgten diverse Bobath-Refresherkurse in Hannover, Berlin, Hamburg und Brüssel. 1998 vollendete sie den Werdegang zur Bobath-Pediatric-Tutorin in Brüssel. Seitdem ist Irmgard H. Kaulmann als Therapeutin und Dozentin in Deutschland sowie im Ausland tätig. Sie ist Castillo Morales-Therapeutin®. Von 1988 bis 1993 arbeitet sie im Sozialpädiatrischen Zentrum in Hannover in enger Zusammenarbeit mit den Stationen des Kinderkrankenhauses auf der Bult Hannover. Anschließend arbeitete sie viele Jahre als mobile Therapeutin mit schwerstbetroffenen Kleinkinder, Kinder und Erwachsenen. Seit 2000 ist sie tätig bei Säuglingen auf „Intensiv" und Station in der Medizinischen Hochschule Hannover und seit 2005 ist sie tätig in eigener Praxis mit Schwerpunkt Sondenbegleitung und -entwöhnung, vorwiegend bei Frühchen und Kleinkindern mit schwerer Dysphagie und Dysarthrie. 2020 erhielt sie die „Ehrennadel" (Vereinigung der Bobath-Therapeuten Deutschlands e.V.).
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