Dysarthriediagnostik und -therapie
Auditiv - neurophysiologisch und instrumentell
Christian Ledl, Neurophonetiker, Klinischer Linguist
Warum gilt die Dysarthrietherapie häufig als schwierig, beliebig und wenig erfolgversprechend? Gibt es keine hinlänglich fundierten Konzepte und Therapiemethoden? Ziel des Seminars ist die Vorstellung eines kombinierten Diagnostik- und Therapieansatzes für Dysarthrien, der auditive, neurophysiologische und instrumentelle Beurteilungsebenen gleichermaßen berücksichtigt.
Inhalte sind u.a. neurologische und phonetische Modelle des Sprechens, Physiologie und grundlegende physikalische Mechanismen des Sprechvorgangs, Klassifikationen der Dysarthrien anhand von visuellen und auditiven Patientenbeispielen, Kriterien der auditiven Diagnostik, Beleuchtung phonetisch-phonologischer Prozesse (Koartikulation, Assimilation, Reduktion) sowie diagnostisches und therapeutisches Vorgehen bei Prosodiestörungen. Im therapeutischen Teil werden kausale, kompensatorische, prothetische, neuromodulative, medikamentöse und chirurgische Therapieverfahren vorgestellt und im Sinne der evidenzbasierten Therapie auf ihre Wirksamkeit hin analysiert. Kausale und kompensatorische Therapieverfahren werden nach TeilnehmerInnenwunsch geübt, die Wahl der Methodik in Fallvorstellungen diskutiert. Zudem wird auf ätiologiespezifische Therapieansätze (z.B. bei ALS und Morbus Parkinson) eingegangen.
Voraussetzung: Gedacht ist das Seminar als Grundlagen- und Überblicksseminar, erste Therapieerfahrungen im Bereich Dysarthrie sind sinnvoll.
Weiterführende Informationen
Kurzbiographie: Christian Ledl, Neurophonetiker, Klinischer Linguist
Studium der Phonetik und Sprachlichen Kommunikation in München, Bonn (Patholinguistik) und Genf. Klinischer Linguist (BKL). Leiter der Abteilung für Sprech- und Schlucktherapie der Schön Klinik Bad Aibling. Aufbau instrumenteller Dysphagiediagnostik sowie eines Sprachlabors zum instrumentellen Biofeedback sprechmotorischer Leistungen. Forschungsschwerpunkte: Neuromodulation, TK-Management, FEES-Auswertungen, hochauflösende pharyngo-ösophageale Manometrie, instrumentelle Messungen sprechmotorischer Leistungen. Mitglied der Leitlinienkommission der Deutschen Gesellschaft für Neurologie „Neurogene Dysphagie". Tagungspräsident 2014 und 2. Vorsitzender der Deutschen interdisziplinären Gesellschaft für Dysphagie. Mitglied des Arbeitskreises FEES-Curriculum der DGN/ DSG/ DGG. Zertifizierter FEES-Ausbilder. Initiator des Curriculums TK-Management in der Dysphagietherapie (zusammen mit Dr. Ulrike Frank), zertifizierter TKM-Ausbilder.
Quellenangaben:
- Mitchell, C., Bowen, A., Tyson, S., Butterfint, Z., Conroy, P. Interventions for dysarthria due to stroke and other adult-acquired, non-progressive brain injury. Cochrane Database of Systematic Reviews 2017, Issue 1. Art. No.: CD002088. DOI: 10.1002/14651858.CD002088.pub3
- Ackermann H., et al.: Neurogene Sprechstörungen (Dysarthrien), S1-Leitlinie, 2018 in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien <http://www.dgn.org/leitlinien>
- Duffy, J.R.: Motor Speech Disorders. Mosby, St. Louis, 1995
- Bähr, M., Bechmann, I.: Neurologisch-topische Diagnostik. Thieme, Stuttgart, 2022
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